(m)ein ganz persönlicher Bericht
Fressen, schlafen und – zack – schön! Das alles in nur wenigen Wochen. Ich war dahingehend ehrlich gesagt schon immer ein klitzekleines bisschen neidisch auf die Schmetterlinge. Allerdings lebt so ein hübsches Flatterwesen auch maximal ein Jahr, manchmal nur wenige Wochen. So gesehen erscheint der Prozess der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling im Verhältnis dann doch eher als Lebensaufgabe, und ich fühle mich mit meinen zahlreichen persönlichen Anläufen, innerlich und äußerlich zu wachsen (oder auch gewichtstechnisch zu schrumpfen), mich aus dem Raupenstadium als Schmetterling zu entpuppen, meine Träume zu erkennen und ihnen entgegenzufliegen, nicht mehr ganz so ungerecht behandelt von der Natur und dem Leben.
Warum erzähle ich Dir das? Für mich öffnet sich mit der Entstehung der WACHSTUMS| |FUGE in Fürth meine persönliche Schmetterlingspuppe in Form eines lang gehegten Traumes nach sinnstiftendem, musischem und therapeutischem Tun, zusammen mit tollen Menschen in schönen Räumen. Und meine innere Schmetterlingspuppe platzt vor Freude darüber, dass sich dieser Traum nun im September 2022 realisiert und ich mit meinen Kolleg*innen und all den werdenden und gewordenen Eltern, die mit ihrem Nachwuchs zusammen wachsen wollen, aber auch ihre eigenen, individuellen Träume vom „Fliegen“ haben, arbeiten darf.
Mit der WACHSTUMS| |FUGE entsteht ein Ort, den ich selbst sehr gebraucht hätte, als mein ältester Sohn 2010 zur Welt kam und ich mit einer sehr romantischen Vorstellung vom Mutter-Sein, vom Karriere-Machen und Mutter-Sein, und dem Eltern-Werden als Paar auf die gar nicht so romantische Realität geprallt bin. Ich hatte große Schwierigkeiten, mit den verschiedenen Rollen und ihren vermeintlichen Anforderungen an mich zurecht zu kommen, und einen guten Weg für mich zu finden. Das führte mich im Jahr 2012 nach zwei Fehlgeburten in eine heftige Burn-out Depression und in eine tiefe persönliche Krise.
Ich hatte damals – vor ziemlich genau 10 Jahren – großes Glück, dass ich über eine befreundete Mutter und Psychiaterin, die ich aus meinem Geburtsvorbereitungskurs im Hebammenhaus kannte, relativ schnell Hilfe bekam (es hat dennoch viele Wochen und eine gefühlte Ewigkeit gedauert). Im Dezember 2012 saß ich im Zug nach Borkum auf dem Weg zu einer Mutter-Kind-Kur, wo mir die diensthabende Sozialpädagogin ein paar Tage nach meiner Ankunft den Rat gab, in den Wochen der Kur darüber nachzudenken, was in meinem Leben anders war, als es mir so richtig gut ging.
Puh… was hat mich dieser aus meiner damaligen Sicht „banale“ Ratschlag wütend gemacht. Aber die Frage wollte nicht weichen. Sie spukte in meinem Hirn herum, ob ich wollte oder nicht. Und es ist aus heutiger Sicht definitiv eine der Schlüsselfragen meines erwachsenen Lebens, ohne die es die WACHSTUMS| |FUGE jetzt nicht gäbe. In diesen 3 Wochen am winterlich verschneiten Borkumer Strand ist mir nämlich aufgefallen, dass ich gar nicht mein Leben lebe, sondern ein Leben nach vermeintlichen, von mir konstruierten äußeren Erwartungen, z.B. denen meiner Eltern („Mach einen gescheiten Beruf, mit dem man finanzielle Sicherheit erreicht. Mit der Musik wird das nichts.“), denen meines Umfelds („Gib Dein Kind nach einem Jahr Elternzeit in die Krippe, und arbeite Vollzeit weiter an deiner Karriere bei adidas.“), denen meiner Idee von einer perfekten Mutter und Hausfrau, denen meiner Idee von einem schönen Körper („Du bist zu fett.“), und so weiter, und so weiter…
Hoppla! Ich habe in all den Jahren meines Erwachsen-Werdens ganz vergessen zu fragen, was meine Erwartungen an mein Leben sind, was mein Herz zum Singen und Tanzen bringt, was ich gut kann, was ich für meine Familie und mein Kind möchte. UND ich habe ganz vergessen, wie gut es mir geht, wenn ich mit anderen Menschen zusammen Musik mache. Da war sie, die Klarheit, welchen ersten Schritt ich gehe, um aus meiner Krise herauszukommen. Ich möchte wieder mehr Musik in meinem Leben haben, ich möchte mit meinem Kind Musik machen. Gesagt, getan, und festgestellt, wie viel musikalische Begeisterung und Freude in kleinen Kindern steckt. Sie muss nicht mal geweckt werden. Sie ist einfach da, ganz frei und ohne Streben nach Perfektion. Pures Glück, die beste Therapie für mich, und seitdem meine auch meine Berufung, die ich nach und nach neben meinem Brotverdienerinnen-Job auf- und ausgebaut habe, mich in vielen Aus- und Weiterbildungen aufgeschlaut und weitergebildet habe, um eines Tages hauptberuflich meine berufliche und inhaltliche Zukunftsmusik im Institut:// Zukunftsmusik zu gestalten und weiterzugeben.
Dass es mir jetzt so sehr am Herzen liegt, in der WACHSTUMS| |FUGE neben musischen Angeboten für Kinder auch musische Entspannungs-, Reflexions- und Therapieangebote für die dazugehörigen Eltern zu machen, liegt in meiner eigenen, oben beschriebenen „Selbstvergessenheitskrise“ begründet und in dem festen Glauben, dass werdende und gewordene Eltern unbedingt Räume brauchen, Individuum mit ganz persönlichen Bedürfnissen zu sein, mit wertschätzendem Austausch, der Möglichkeit zur Reflexion, zur Selbstverortung, zum Ausprobieren, zum Wachsen an den eigenen Herausforderungen, ohne feste Erwartungen, ohne Leistungs- oder Perfektionsanspruch, und bei Bedarf auch mit professioneller, therapeutischer Begleitung.
Das ist die Idee und meine Vision für die WACHSTUMS| |FUGE, die sich nun in den Räumen des Hebammenhauses in der Königswarterstr. 58 in Fürth öffnen darf, mit vielen tollen Kolleginnen, die auf unterschiedliche Weise Euer Eltern-Werden, Eltern-Sein sowie Euer ganz persönliches Wachstum begleiten und unterstützen. Ich hoffe sehr, Ihr habt Lust bekommen, die WACHSTUMS| |FUGE zu besuchen, unsere verschiedenen Angebote auszuprobieren, Euch mit uns auszutauschen, und ein Stück mit uns zusammen zu wachsen.
Wenn Du bis hierher meine Wachstumsgeschichte gelesen hast, freue ich mich sehr, wenn Du Deine Gedanken dazu mit mir teilst. Schreibe gerne in die Kommentare, oder eine Email an hallo@wachstumsfuge.de